Wenn du immer wieder das tust, was du immer schon getan hast, dann wirst du immer wieder das bekommen, was du immer schon bekommen hast.
Paul Watzlawik
Glück
Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Es muss nur das Richtige sein.
Zweifelhaftes Vergnügen: ein tiefer Einblick in die ePA
Ich hatte das „Vergnügen“, in den Ausdruck einer elektronischen Patientenakte zu nehmen. Wie dies zustande gekommen ist, werde ich aus Informantenschutzgründen nicht verraten. Die elektronische Patientenakte war leer - außer den Eintragungen, die nach § 341 (2) Satz 8 erlaubt sind. Hier dürfen die Krankenkassen Behandlungsdaten eintragen. Ich konnte erfahren, dass die Patientin ein bestimmtes Verhütungsmittel verschrieben bekommen hat und dass sie das Rezept auch eingelöst hat. Gleichzeitig erfuhr ich noch von einigen anderen Behandlungen, die sie bei Fachärzten gemacht hatte. Ohne große Mühe war es möglich, schon ein schnelles Gesundheitsbild dieser Patientin (die mir den Einblick übrigens gestattet hat) zu bekommen. Auch wenn Versicherte grundsätzlich verweigern, dass Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten ihre Daten in die ePA hineinschreiben, so dürfen die Krankenkassen dies doch tun. Diese Daten zählen zu den sog. „Primärdaten“ und sollen „frei zugänglich“ für die Forschung sein. Also auch ohne Zustimmung des Patienten dürfen diese Daten für die Forschung verwendet werden. Ziemlich gruselig. Hätte ich noch Zweifel gehabt bzw. wäre ich noch unentschlossen gewesen (ob ich mich für oder gegen die ePA entscheiden soll), wäre mein Entschluss jetzt endgültig klar gewesen. Meine Daten gehören mir! Und wem ich sie zeige, bleibt meine Sache.
Grundvertrauen
Vom spezifisch gerichteten, intentionalen Vertrauen ist das basale oder Grundvertrauen zu unterscheiden. Es lässt sich zunächst als ein Hintergrundgefühl existenzieller Sicherheit und Eingebundenheit in Beziehungen beschreiben, schließt aber auch die Erwartung ein, dass sich die Welt nicht als grundlegend feindselig erweisen wird, ebenso wie das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, mit Widerfahrnissen oder Wechselfällen des Lebens zurechtzukommen. Insofern bezeichnet das Grundvertrauen ein Erleben grundsätzlicher Stabilität von der Welt, von uns selbst und von anderen, durch das wir uns in der Welt beheimatet fühlen.
Verantwortung
Man kann andere nicht dazu zwingen, Verantwortung zu übernehmen, das geht nur freiwillig.
Nachtragend
Menschen sind mitunter nachtragend und auch verletzlich. Aber wenn einem wehgetan wird, ist es möglich, einen Schritt zurück zu treten und zu versuchen, sein Gefühl zu reflektieren. Man kann versuchen, sich bewusst vor Augen zu führen, dass man Meinungen einfach stehen lassen kann und sich auch von ihnen innerlich distanzieren kann.
Vertrauen und Freiheitsgewinn
Vertrauen erhöht den Freiheitsraum der Beteiligten: Indem sie einander vertrauen, reduzieren sie Unsicherheit und Kompexität in sozialen Situationen, sodass sie das Verhalten des anderen nicht ständig kontrollieren müssen. Wer Vertrauen schenkt, kann gelassener mit der Situation umgehen und erspart sich die kräftezehrenden Anstrengungen der Absicherung. Auch der Vertrauensempfänger gewinnt Freiheit, wird er doch in seinem Verhalten weniger kontrolliert und kann Herausforderungen eigenverantwortlich bewältigen. Darin liegt für ihn ein Entwicklungspotenzial. Der erfahrene Vertrauensvorschuss bedeutet eine Anerkennung, die sein Selbstvertrauen stärkt; er kann seine Fähigkeiten entfalten und mehr Selbstwertgefühl entwickeln. Vertrauen lässt damit Kompetenzen und Fähigkeiten zum Vorschein kommen, die sonst verschlossen blieben.
Vergangenheit
Man sollte nichts verdrängen, aber sich von der Vergangenheit nicht vereinnahmen lassen.
Liebe
„Wahre Liebende trinken nicht aus einem Glas.“
Das bedeutet, dass man auch in der Liebe ein eigenständiger Mensch bleiben muss. Es mag sich auf den ersten Blick widersprüchlich anhören, aber man muss sich abgrenzen, obwohl man sich voll einlässt. Liebe ist kein Zustand, sondern eine Aufgabe.
Therapeutische Beziehung
Im Umgang miteinander müssen TherapeutIn und PatientIn das Schicksal des Andersseins anerkennen, statt es zu verleugnen. Erst dann kann sich eine Toleranz entwickeln, das Unbequeme in abweichenden Meinungen und Werthaltungen zu ertragen.
Vertrauen und Verletzbarkeit
Jedes Vertrauensverhältnis birgt die Gefahr, enttäuscht oder missbraucht zu werden. Wer Vertrauen schenkt, der akzeptiert daher immer auch seine eigene Verletzbarkeit. Dazu wiederum benötigt man Selbstvertrauen, denn man muss sich zumindest implizit die Fähigkeit zusprechen, eine potenzielle Enttäuschung zu bewältigen.
Suizidalität
Jedes Jahr versterben etwa 800.000 Menschen weltweit durch Suizid.
In Deutschland verstarben 2020 9206 Menschen durch Suizid, davon waren 6944 Männer und 2262 Frauen.
Das Verhältnis der Suizide von Männern zu den von Frauen beträgt etwa 3:1.
Die Entwicklung der Suizide erschließt sich genauer in der Suizidziffer, d.h. der Anzahl der Suizide pro 100.00 Einwohner.
Die Suizidziffer sank in den letzten 20 Jahren von 13,5 (2000) auf 10,9 (2019).
Trotz dieser guten Nachrichten bleiben einige erhebliche Probleme: die Suizidrate bzw. das Suizidrisiko steigt mit dem Lebensalter (das sog. „Ungarische Muster“).
Zudem sterben in allen Altersgruppen deutlich mehr Männer durch Suizid als Frauen.
Betrug die Suizidrate 2020 bei 20 bis 25-jährigen Männern noch 10,8 (Frauen 3,1) stieg sie bei den 85 bis 90-jährigen Männern auf 73 (Frauen 12,6).
Einfluss
Auf manche Dinge hat man keinen Einfluss, man kann nur die eigene Erwartung ändern.
Viertagewoche
Sechs Monate lang galt in 61 Unternehmen aus verschiedenen Branchen in Großbritannien eine ungewöhnliche Dienstanweisung. Rund 2900 angestellte Frauen und Männer sollten im Rahmen der weltweit größten wissenschaftlichen Untersuchung zur Viertagewoche pro Woche einen Tag weniger arbeiten – und das bei voller Bezahlung. Das Ergebnis der Studie hat ein Team um Forschende der University of Cambridge jetzt vorgestellt: 71 Prozent der teilnehmenden Angestellten sahen sich viel weniger vom Burn-out bedroht; und 39 Prozent fühlten sich viel weniger gestresst, als sie es vor Beginn der Studie waren.
Dass die Viertagewoche die Beschäftigten glücklich macht, war gewiss zu erwarten. Aber auch die beteiligten Unternehmen hatten einen Nutzen. Die Zahl der Krankentage fiel um 65 Prozent, darüber hinaus verließen viel weniger Arbeitnehmer ihre Firma (minus 57 Prozent) als im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor. Der Clou: Die Umsätze der Firmen blieben konstant, sie stiegen im Durchschnitt sogar geringfügig um 1,4 Prozent.
„Vor der Studie bezweifelten viele, dass die Produktivitätssteigerung die Arbeitszeitverkürzung ausgleichen würde- aber genau das haben wir herausgefunden“ sagte der beteiligte Soziologe Brendan Burchell von der Universitiy of Cambridge. „Viele Mitarbeiter waren sehr daran interessiert, selbst Effizienzgewinne zu erzielen. Lange Besprechungen mit zu vielen Personen wurden abgekürzt oder ganz geschwänzt. Die Arbeitnehmer waren viel weniger geneigt, die Zeit totzuschlagen, und suchten aktiv nach Möglichkeiten, ihre Produktivität zu steigern.“
Viele der Firmen gaben einfach jeden Freitag frei; andere verteilten die Schichten so, dass die Arbeitszeit zwar um 20 Prozent reduziert wurde, aber das Geschäft auch am Freitag weiterlaufen konnte. Die frei gewordene Zeit nutzen die Beschäftigten für Erledigungen, Hausarbeit, Unternehmungen mit der Familie und auch für die Pflege älterer Angehöriger. Es ist gut möglich, dass die Vorteile der Viertagelöhner von Dauer sein werden. Nach Abschluss der Studie werden
92 Prozent der beteiligten Unternehmen die Viertagewoche bis auf Weiteres beibehalten.
Neoliberale Leistungsgesellschaft
Diejenigen, die die neoliberale Leistungs- und Optimierungsimperative zu ihrem Ich-Ideal erhoben haben, erleben jede Erfahrung, dieses Ideal nicht zu erreichen, als Makel, der das Selbstwertgefühl erniedrigt und die Gefühle erzeugt, persönlich zu versagen oder sogar persönlich nutzlos zu sein.
Fatalerweise kehren viele Menschen diese Gefühle gegen sich selbst und setzen auf diesem Wege die erlebte Entwertung in eine gesteigert Selbstentwertung um. Die Enttäuschung resultiert daraus, dass das Real-Selbst dieser Menschen trotz aller Anstrengungen hinter ihrem Ideal-Selbst zurückbleibt. Diese psychische Dynamik gilt als ein möglicher Anlass für eine narzisstische Depression.
Druck in der Gesellschaft
Man möchte dazugehören und gleichzeitig in seiner Einzigartigkeit und Singularität anerkannt werden. Der Druck in der individualistischen Gesellschaft erhöht den Druck, individuelle Besonderheit zu Markte zu tragen: Einzigkartigkeit, Nichtaustauschbarkeit, Selbstoptimierung und letztlich das „Designte Ich“. Dieser Druck und das unvermeidbare Scheitern sind auch ein Generator für Enttäuschungen, die sich im Extrem in entsprechende psychische Symptome umsetzen können, am aussagekräftigsten in die Depression, als das für die Spätmoderne sinnbildliche Krankheitsbild.
Neue Technologien
Es geht nicht darum, die neuen Technnologien zu dämonisieren, sondern den Umgang mit ihnen zu verbessern. Apps wie die von Eugenie Kuyda (mit ihrer App „Replika“ macht Kuyda das Prinzip des digitalen Klonens, das sie für den Bot ihres besten Freundes angewendet hatte, jedem User zugänglich) können sehr hilfreich sein. Ein europäisches Forschungsprojekt zu „Virtual Embodiment“, geleitet von der Universitat de Barcelona, hat beispielsweise große Erfolge in der Therapie von Straftäterinnen häuslicher Gewalt erzielt, die mithilfe einer Virtual Reality plötzlich empathisch die Gefühle der Opfer nachvollziehen können.
Gleichzeitig zeigen Untersuchungen aber auch immer wieder, dass künstliche Intelligenz, Automatisierung und Datafizierung ein hohes Potential zur Diskrimierung haben und dass die entstehenden Datenmassen nicht genug geschützt werden. Es ist also sinnvoll, solche Risiken ins Bewusstsein zu rufen und zu hinterfragen.
Was, wenn die sensiblen Informationen, die in den therapeutischen Schutzraum hineingesprochen werden, in ein Datenarchiv fließen, das gehackt oder gegen Gebühr zugänglich gemacht werden kann? Was, wenn sie zu Werbezwecken analysiert werden oder um zu prüfen, wie psychisch belastbar eine potentielle Arbeitnehmerin ist?
Glück
Viele moderne Gesellschaften zeichnen sich durch einen hohen Anspruch auf Glück aus.
Gerade jüngere Frauen und Männer lassen sich die Illusion eines schmerzfreien Lebens vorgaukeln. Es ist eine Kunst, mit Enttäuschung, Unglück und Tod klarzukommen und das Trauern zu lernen.
Mensch und Maschine (KI)
Man kann einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang zwischen Technologisierung und der Entwicklung hin zu einer Leistungsgesellschaft erkennen, in der die Selbstoptimierung – also das „Funktionieren“ - zum höchsten Ziel erhoben wird. Während der Mensch versucht, wie eine Maschine zu funktionieren, tainieren wir gleichzeitig Bots, immer menschlicher zu werden, bis Mensch und Maschine nur noch schwer voneinander zu unterscheiden sind.
Unsere Gegenwart
Ich erlebe unsere Gegenwart als hochentwickelt, aber teilnahmslos, als frei, aber mit extrem hohem Anpassungsdruck, als fördernd, aber überfordernd.
Hybris
Wir kranken an der Hybris der Gegenwart: Mit unserer irrigen Idee vom permanenten Fortschritt glauben wir, wir bewegten uns immer voran und würden besser und klüger.
Wenn Deine Frau dich verlassen hat
Die Tatsache, dass deine Frau dich verlassen hat, ist das eine. Das andere ist: Was passiert als Nächstes? Wenn sie an ihrem neuen Partner festhält und es dabei bleibt, dann ist das für dich zwar schmerzlich, weil du einen tollen Menschen verloren hast, doch sie bleibt ein toller Mensch, und du musst sie ziehen lassen.
Wenn sie ihn aber auch betrügt und sich einen anderen nimmt, dann solltest du froh sein und dir eingestehen, dass du schon zu Anfang einen Fehler gemacht hast, als du dich für sie entschieden hast.
Aber wenn sich die Affäre mit ihm erschöpft, wenn sie ihn aufgibt und allein bleibt, dann musst du dich aufs Pferd schwingen, hinter ihr herreiten und sie nach Hause zurückholen.
Pygmalion im Klassenzimmer
Wissenschaftler gingen in eine Schule und machten ein paar Tests, nannten ein paar Kinder dann „Frühstarter“ und „besonders vielversprechend “. Nach einer gewissen Zeit kamen sie wieder und stellten fest, dass die Kinder, die man als „Frühstarter“ bezeichnet hatte, tatsächlich schneller vorangekommen waren als andere. Doch die Wissenschaftler hatten diese Kinder willkürlich ausgewählt.
Sobald ein Etikett vorhanden ist, wird alles unter diesem Etikett betrachtet. Und Etiketten sind schwer zu ändern.
Korsett
Irgendwann wandert man weiter zurück in seine Biografie, zurück in die Jugend, zurück zu den Gefühlen auf die Eltern und den Anfängen der Beziehung. Plötzlich ahnt man, dass das Konstrukt seines Lebens ähnlich zwanghaft war wie die Handlungen, die man zuletzt immer häufiger ausgeführt hatte. Man hatte sein Leben einem starren Plan untergeordnet, hatte es vollgepflastert mit Prinzipien und Regeln, bis diese nicht mehr Hilfe waren, sondern das Leben selbst. Das selbst geschnürte Korsett hatte einen völlig gelähmt. Vor lauter Regeln hatte man den Blick für die Vielfalt des Lebens verloren, für all die Überraschungen, die es bereithielt.
Vom Wollen
Wenn ich nur darf, wenn ich soll,
aber nie kann, wenn ich will,
dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.
Wenn ich aber darf, wenn ich will,
dann mag ich auch, wenn ich soll,
und dann kann ich auch, wenn ich muss.
Denn schließlich: Die können sollen,
müssen auch wollen dürfen.
Hunger
Das Auslassen des Frühstücks ist eine verbreitete Diätstrategie. Dass die Rechnung nicht aufgeht, zeigt sich meist beim Gang auf die Waage. Die Erklärung für das Scheitern liefert eine Studie die Schlafforscher der Harvard Medical School durchgeführt haben. 16 gesunde, aber übergewichtige bis adipöse Erwachsene verbrachten mit einer Unterbrechung von mehreren Wochen zweimal jeweils sechs Tage in einem Einzelzimmer der Klinik. Eine Gruppe erhielt das Frühstück eine Stunde nach dem Aufstehen um 9 Uhr, das Mittagessen gabe es um 13.10 Uhr und das Abendessen um 17.20 Uhr. Zwischen den mahlzeiten lagen jeweils 250 min. In der anderen Gruppe fiel das Frühstück aus, Mittag- und Abendessen blieben um 13.10 Uhr und 17.20 Uhr. Zusätzlich gab es noch einmal ein Nachtmahl um 21.30 Uhr. Beide Gruppen erhielten die gleichen Mengen an Kalorien, die auf den persönlichen Bedarf abgestimmt waren. Sie wurden angehalten, ihre Mahlzeiten ohne Reste zu verzehren. Wie das Team um Frank Scheer berichtet, hatte die Verschiebung der drei täglichen Mahlzeiten um 250 Minuten Auswirkungen auf das Sättigungsgefühl und den Stoffwechsel. Während der Tage mit späten Mahlzeiten gaben die Teilnehmer doppelt so häufig einen Wert von über 50 an, der als „hungrig“ gewertet wurde. Das Hungergefühl war begleitet von Veränderungen in den wichtigen appetitregulierenden Hormonen Leptin und Ghrelin. Interessant waren die Folgen für den Energiestoffwechsel. Bei den späten Essern wurden die Kalorien vermehrt ins Fettgewebe transferiert.
Unterschiede
Die Welt wäre mit Sicherheit ein deutlich besserer Ort, wenn wir alle derselben gemischten Rasse angehören würden. Stellen sie sich doch nur einmal vor, wie viel wir als Gesellschaft erreichen könnten, wenn wir uns nicht mehr um solche Dinge wie Haarfarbe oder äußere Erscheinung im Allgemeinen kümmern müssten.
Wahrscheinlich würden wir dann schlicht andere Gründe finden, uns voneinander abzugrenzen.
Es ist ein Irrglaube unserer modernen Welt. Wir wollen Unterschiede ausmerzen, weil wir glauben, dass alle gleich behandelt werden müssen. Aber indem wir unsere Unterschiede eliminieren und unsere kulturelles Erbe verwässern, bekämpfen wir weder Rassismus noch Bigotterie.
Wir sind alle unterschiedlich. Gleichzeitig liegt es in der menschlichen Natur, dass wir Gruppen bilden. Darauf sind wir konditioniert, denn gemeinsam sind wir stark. Das vermittelt uns ein Gefühle von Heimat und Sicherheit.
Und wo bliebe der Spaß, wenn wir alle gleich wären? Eine unterschiedslose Gesellschaft würde irgendwann aussterben. Diversität ist der Kern allen gesellschaftlichen und kulturellen Wachstums.
In der westlichen Gesellschaft herrscht die Idee vor, dass wir alle unabhängig voneinander sind und dass wir nur tun sollten, was jeweils für uns das Beste ist oder für unser unmittelbares Umfeld.
Es wäre jedoch gut, andere stets so zu behandeln, als sei es für uns von unmittelbaren Nutzen. Wir sind aus Zusammengehörigkeitsgefühl, Familie und Freundschaft gemacht und leben in einem zerbrechlichen Netzwerk von Abhängigkeiten.
Verstehen
Wir können andere Menschen nie wirklich verstehen. Zu glauben, voll und ganz zu wissen, was andere Menschen denken oder fühlen, ist einer der größten Fehler, die man im Leben machen kann.
Doch Fragen können wir immer stellen.
Gefühle
Wenn ein kleines Kind ein Bedürfnis äußert, auf das sein Vater oder seine Mutter nicht eingehen, äußert es das Bedürfnis nach einer Weile nicht mehr.
Und wenn diesem Kind die Worte fehlen, fehlen ihm auch die Gedanken.
Es ist die Sprache, die abstrakte Dinge wie Gefühle real werden lässt.
Wenn wir sie nicht benennen, verschwinden die Gefühle.
Empathie
Empathie gegenüber anderen setzt voraus, dass man um die eigenen Gefühle weiß.
Der Retter aber hat keine Emotionen, er rettet bloß.
Dem Anderen Gutes tun zu wollen, das Beste für ihn zu wollen, zu wissen glauben, was das Beste für ihn ist, ist ein Gift.
Psychoanalyse
Dies ist der Kern der aufklärerischen Idee der Psychoanalyse:
Unbewusste Motive zwingen uns zum Handeln, denn sie wirken wie Ursachen; aber wenn wir sie in bewusste Motive oder Absichten verwandeln, werden aus Ursachen Gründe, gegen die wir uns entscheiden können.
Kränkungen
Um unseren Patienten Kränkungen zu ersparen, übertreiben wir es manchmal mit der Einfühlung. Wir wissen dann „zu gut“, was sie brauchen und verzichten auf eine womöglich kränkende Deutung, mit der Folge, dass diese sich nicht entwickeln können. Doch die schmerzlichen Erfahrungen, die Patienten durch „hinreichend gute“ Deutungen machen, sind den unvermeidlichen Schmerzen vergleichbar, die Säuglinge beim Rollenwechsel der Mutter von der „optimalen Versorgung“ zur „optimalen Versagung“ verkraften müssen: Wenn die Mutter zu gut weiß, was ihr Kind braucht, hält sie es in der Symbiose und nimmt ihm den Raum für eigene Entwicklungen.
Die Anderen
Oft richten wir unser Leben nach dem aus, was „die anderen“ von uns halten, oder was wir glauben, was sie von uns halten, wer immer diese anderen auch sein mögen...
Hässlich
Hässlich in seiner eigenen Wahrnehmung. Zu dick. Das sieht man doch. Gemessen an welchen Maßstäben? Kleidergröße 44. Wenn ich noch mehr zunehme, muss ich meine Kleider in Geschäften kaufen, die auf Übergrößen spezialisiert sind.
Unser Selbstbild hängt von Modegeschäften ab? Ja, das könnte man sagen. Man hat dann das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören. Dass ich mit meinem Körper in normalen Geschäften nichts mehr finde, sondern Spezialgeschäfte aufsuchen muss. Konfektionskleidung wird für die breite Masse angefertigt. Das bedeutet nichts anderes, als dass die große Gruppe jener Frauen, die häufig Kleidung kaufen, hauptsächlich Größe 44 und darunter trägt. Mehr bedeutetes es nicht. Es sagt nichts darüber aus, was schön ist oder wie man auszusehen hat.
Es sagt dagegen alles darüber aus, was gekauft wird und von wem. Die Masse ist kein Maßstab. Und was ist mit den Leuten, die die Mode entwerfen? Sie bevorzugen doch keine schlanken Mannequins, weil die Masse auch so ist. Sie tun es, weil es schöner aussieht. Männer werden aber nicht angetörnt von großen, klapperdürren Models mit einem arroganten Blick in ihren ausgezehrten Gesichtern. Sie betrachten Mannquins nicht als Frauen. Die Welt der Mode hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun, sie ist eine Illusion, Kunst. Die meisten Männer stehen auf Fleisch: Hüften, Brüste, Hintern. Etwas zum Anfassen. Richtige Frauen. Keine knochigen Karrikaturen.
Ein molliger Körper steht seit Menschengedenken für Wohlstand, für Fruchtbarkeit, das ist immer so gewesen. Man braucht sich nur einmal die Gemälde alter Meister anzuschauen, um zu erkennen, wie attraktiv sie alle füllige Frauen gefunden haben. In den Ländern, in denen der Kommerz noch nicht Fuß gefasst hat, ist das bis heute so.
Entwicklung
Man kann sich nicht entwickeln und dabei keinerlei Risiko eingehen.
Um weiterzukommen, muss man loslassen.
Höflichkeit
Höflichkeit bezeichnet die Fähigkeit, die zwischenmenschlichen Beziehungen zu gestalten. Ihre Erscheinungsformen sind Benehmen, das sich an den gesellschaftlichen Verhaltensregeln orientiert, Rücksicht, Achtung vor dem anderen und sich selbst sowie Bescheidenheit.
Höflichkeit korrespondiert immer mit Ehrlichkeit. Höflichkeit ohne Ehrlichkeit ist Heuchelei. Ehrlichkeit ohne Höflichkeit ist verletzend.
Höflichkeit als Hintanstellung der eigenen Interessen und Bedürfnisse ist eine sozial begründete Aggressionshemmung. Gewisse Spielregeln müssen beachtet werden.
Eine übertriebene Höflichkeitsanforderung kann dazu führen, dass aggressive Impulse verleugnet oder verdrängt werden.
Bienenhof
Die Welt ist in Wirklichkeit ein großer Bienenhof und die Regeln für Bienen gelten überall:
Hab keine Angst, denn keine Biene, der ihr Leben lieb ist, wird dich stechen.
Aber sei auch kein Dummkopf; trag lange Ärmel und lange Hosen.
Schlag bloß nicht um dich.
Denk noch nicht einmal daran.
Wenn du wütend bist, dann pfeife. Wut regt die Bienen auf, während Pfeifen beruhigt.
Benimm dich so, als wüsstest du ganz genau, was du tust, selbst wenn das nicht stimmt.
Und vor allem, schick den Bienen Liebe.
Jedes noch so kleine Ding auf dieser Welt will geliebt werden.
Gesundheit
Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen“.
Entscheidungen
Das Problem ist, dass wir zwar wissen, was wichtig ist, aber wir entscheiden uns nicht, es auch zu tun.
Das Schwierigste auf der Welt ist, das, was wichtig ist, auch zu tun.
Delegieren
In Vietnam gab es eine Kampfeinheit, die konstant weniger Verluste und Verletzte hatte als vergleichbare Einheiten.
Der militärischen Führung ist das aufgefallen. Man wollte natürlich das Geheimnis dieser Einheit wissen. Was machen die anders, sodass sie unbeschadet aus schwierigen Situationen kommen. Es dauerte lange, bis man hinter das Geheimnis kam: Sobald diese Einheit in die Nähe des Einsatzgebietes kam, tauschten sie untereinander die Rangabzeichen aus. Sie konstellierten die Ränge entsprechend der aktuell gestellten Aufgabe. Alle hatten ein Interesse gesund wieder zurück zu kommen. So wurde der zum „Commander“ ernannt, der für diese Aufgabe am geeignetsten erschien. Der offiziell Ranghöchste ordnete sich irgendwo weiter unten ein. Kurz bevor sie wieder zu Ihrer Truppe zurück kamen, stellten sie dann wieder die offizielle Rangordnung her.
Irgendwo ist ja vielleicht klar, dass einer, der im „zivilen“ Leben Commander einer berüchtigten Jugendlichen-Straßengang gewesen war, für manche gefährliche Kriegseinsätze als Befehlshaber besser und kaltblütiger geeignet ist als ein Sohn aus gutem Hause mit einer Ausbildung an der Militärakademie.
Bildquelle: © johnnyb / PIXELIO